Bertsdorf-Hörnitzer feuen sich über Gold

„Schön, dass ihr da seid“ singen die Jüngsten

 
Jury des 21. Bundeswettbewerbes ums schönste Dorf stellte viele Fragen

Sie haben einen langen Atem bewiesen. Nachdem Bertsdorf-Hörnitz auf Kreis-, Bezirks- und Landesebene zum schönsten Dorf gekürt wurde und selbst europaweit ganz vorn landete, ging es gestern um die Einstufung auf Bundesebene. Elf Juroren sahen sich im Dorf um und fragten auch genauer nach.

Die Sonne hat den Himmel blank geputzt und strahlt auf Bertsdorf-Hörnitz. Die Knirpse vom Kindergarten sehen lustig aus mit ihren Zipfelmützen. Sie warten vor der Gaststätte "Zum Hirsch", in der eine große Ausstellung von der Arbeit der Vereine und dem Fleiß der Bürger erzählt.
Mit ihrem Lied „Schön, dass ihr da seid“ begrüßen sie die Kommission, die fast auf die Minute 9 Uhr mit einem Reisebus vorfährt. Schnell werfen die Juroren einen Blick auf die auf dem Vorplatz aufgebauten Stände örtlicher Handwerker und Gewerbetreibender. Einige erzählen, dass die Teilnahme am Dorfwettbewerb für Bekanntheit sorgt. „Gerade auf Märkten erinnern sich manche Leute und bleiben stehen, um mit uns zu sprechen“, erzählt Gudrun Scholz.
Eine stattliche Anzahl Bertsdorf-Hörnitzer ist gekommen, um die Jury durch den Ort zu begleiten. Neben Gemeindemitarbeitern und –räten sind es vor allem Mitglieder der 17 Vereine. Doch zur gelungenen Präsentation ihres Ortes haben letztlich die meisten Bürger beigetragen. Liebevoll sanierte Häuser und schön herausgeputzte Vorgärten fallen auf. So wie die Leute, die von überall her dem Gebirgsexpress zuwinken. Neben den neuen Straßen, Wegen und Brücken bestechen überall großzügige Grünflächen. Von der Bertsdorfer Kirche führt ein grünes Band mit unterschiedlichen Gehölzen – Bäumen und Sträuchern – bis zur Olbersdorfer Straße. Ender-Tischler und Ressel-Schmied haben an diesem Tag ihre Werkstätten für neugierige Blicke extra weit geöffnet. Unter der Linde auf dem Vorplatz der Schule demonstrieren die Kinder mit ihren Mundartgedichten Heimatverbundenheit.
Und während die Gäste amüsiert zuhören, nutzt Jury-Mitglied Gerhard Winkler den Zwischenstopp für eine Besichtigung des Schulgartens. Denn schließlich hat jeder Juror seine „Spezialität“, schaut der eine nach der Ökologie, der andere nach der Dorfgemeinschaft oder der Infrastruktur. Der Gebirgsexpress fährt sie dafür durch den Ort. Bürgermeister Christian Linke erklärt, zeigt nach links, dann wieder nach rechts und pocht auch schon mal auf sein uneingeschränktes Rederecht. „Nun seid doch mal still oder hat man hier als Bürgermeister gar nichts mehr zusagen“, bremst er jene, die den Jurymitgliedern auch noch Rede und Antwort stehen.
Wie Eveline Schlender, die während der gesamten Wettbewerbszeit die Fäden im Ort zusammengehalten hat, oder Gerlinde Spantig vom Landratsamt, die die Bertsdorf-Hörnitzer zur Teilnahme am Dorfwettbewerb ermuntert hatte. Selbst Ingolf Hohlfeld vom sächsischen Landwirtschaftsministerium beweist Ortskenntnis. Fast bekommt man den Eindruck, dass er nicht nur mit den Menschen hier auf du und du steht, sondern darüber hinaus auch die Geschichte so manches Ziegelsteines oder Balkens kennt. Kein Wunder, als Leiter der Landeskommission hat er sich ausführlich mit Bertsdorf-Hörnitz beschäftigt.
Dann kann Comtesse Catherina Bernadotte nicht mehr an sich halten. „Hier mag man gar nicht mehr weg“, sagt sie fasziniert. Das Mitglied der deutschen Gartenbau-Gesellschaft ist für die Fotodokumentation der Teilnehmer-Orte verantwortlich. Jury und die Gruppe ihrer Begleiter lassen es sich zu diesem Zeitpunkt gerade am „Felsenkeller“ schmecken. Sekt, Sülze und belegte Brote schaffen nach Kaffee und Kleckskuchen im „Hirsch“ und einem Obstler bei Tietzes eine ordentliche Grundlage für die Besichtigung des Ortsteiles Hörnitz.


(Quelle: Sächsische Zeitung, Ausgabe Freitag, 17. September 2004 Lokalteil Zittau,
Foto: SZ/ Steffen Scholz)
Cornelia Mai